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Wirtschaftsumfeld | Thailand│Krieg in der Ukraine

Ukrainekrieg dämpft den zaghaften Aufschwung in Thailand

Der Ukrainekonflikt heizt die Inflation an und belastet die fragile Konjunktur. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Thailand und Russland sind eigentlich unbedeutend.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Der Handel zwischen Thailand und Russland machte 2021 nur 0,5 Prozent des gesamten thailändischen Außenhandels aus. Beide Länder handelten Waren im Wert von 2,8 Milliarden US-Dollar (US$). Der Handel mit der Ukraine war mit 0,4 Milliarden US$ noch kleiner. Die Investitionen Russlands und der Ukraine in Thailand sind ebenfalls von geringfügiger Bedeutung.

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Thailand und Russland 2021

Wert in Millionen US$

Anteil am Gesamtwert*) in Prozent

Exporte nach Russland

1.028

0,4

Importe aus Russland

1.752

0,7

Bestand an russischen Investitionen in Thailand

462

0,2

*) Anteil an den gesamten thailändischen Ex- beziehungsweise Importen sowie am Bestand ausländischer Investitionen in ThailandQuelle: Ministry of Commerce, Bank of Thailand

Das thailändische Königreich exportiert hauptsächlich Kfz-Teile nach Russland. Diese Ausfuhren beliefen sich 2021 auf 321 Millionen US$ und dürften 2022 stark abnehmen. Wichtigste Importware aus Russland war Rohöl. Die Einfuhren des Produkts summierten sich 2021 auf 816 Millionen US$. Sie machten 3,4 Prozent der gesamten Öleinfuhren aus. Wichtigste Lieferanten sind die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien. Thailand kauft ungefähr 70 Prozent seines Öls im Ausland und fördert den Rest selbst.

Vielfältige indirekte Effekte auf die Konjunktur

Die Marktforschungsabteilung der Bank Krungsri hat die Auswirkungen des Krieges auf die Wirtschaftsleistung berechnet. Das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts werde 2022 je nach Dauer des Krieges und Schärfe der internationalen Sanktionen um 0,4 bis 2,4 Prozentpunkte geringer ausfallen als in einem ursprünglichen Basisszenario.

Die größten Einbußen werden das Baugewerbe, das Transportwesen und die Petrochemie erleiden, weil sie höhere Beschaffungskosten tragen müssen. Andererseits profitieren Produzenten von Öl, Gas, Textilien und Nahrungsmitteln von steigenden Absatzpreisen und Handelsumlenkungen.

Touristen aus Russland machten 2021 mit einem Anteil von 7,2 Prozent eine der größten Besuchergruppen im Königreich aus. Thailand will 2022 das aufgrund der Coronapandemie erschwerte Einreiseverfahren weiter vereinfachen. Hotels und Gaststätten hatten eigentlich gehofft, dass der Rubel wieder rollen würde. Das Gastgewerbe muss nun seine Erwartungen nach unten schrauben.

Der Krieg verschärft die Probleme im internationalen Transport, verteuert Vorprodukte und erschwert Marktzugänge. Das Handelsministerium wollte eigentlich freien Handel fördern und Hemmnisse ausräumen. Die zuständige Abteilung, das Department of Trade Negotiations, hatte Ende 2021 angekündigt, dass Thailand und die Eurasische Wirtschaftsunion - der Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan und Russland angehören - Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen aufnehmen wollten.

Der Krieg wird diese Initiative auf Eis legen. Die thailändische Regierung hat zwar keine Sanktionen gegen Russland verhängt, stimmte aber Anfang März 2022 einer Resolution der Vereinten Nationen zu, die den Angriff auf die Ukraine verurteilt.

Inflation reagiert empfindlich auf die Ölpreisentwicklung

Steigende Öl- und Gaspreise heizen die allgemeine Teuerung besonders kräftig an. Die Deutsche Bank berechnet, dass eine Zunahme des Rohölpreises um 10 Prozent die Inflationsrate um annähernd 0,5 Prozentpunkte nach oben treibt. Verglichen mit anderen südostasiatischen Ländern ist der Effekt in Thailand am stärksten.

Die Preise für Kraftstoffe, Düngemittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse legen im März 2022 stark zu. Schon im Februar war die Inflationsrate auf 5,3 Prozent geklettert. Dies war der höchste Wert seit 13 Jahren. Die Deutsche Bank prognostiziert in Thailand für das Gesamtjahr eine Inflationsrate von 4 Prozent.

Dies wird die reale Kaufkraft des Staates und der Verbraucher schmälern. Weitere Preisschübe führen dazu, dass die Schmerzgrenze zusehends näher rückt. Löhne und Gehälter legten während der Pandemie kaum zu, daher haben sich viele Bürger Geld geliehen. Die Schulden der privaten Haushalte belaufen sich auf ungefähr 90 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. In Südostasien ist dies der höchste Wert in Relation zur nationalen Wirtschaftsleistung. 

Das Finanzministerium nimmt ebenfalls mehr Kredite auf. Es greift direkt in Märkte ein und kämpft mit Subventionen gegen die Gefahren einer Stagflation. Das Kabinett genehmigte am 22. März 2022 Zuschüsse sowie Preisobergrenzen für Diesel, für Gas zum Kochen und für Gas, das Taxifahrer tanken. Auch die Strompreise sollen niedrig gehalten werden. Die Gegenmaßnahmen werden auf Dauer aber teuer und sie werden die Staatsschulden nach oben treiben.

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